Baublog

KNX Überlegungen

Ursprünglich hatte ich überlegt im Bereich der Heimautomation oder SmartHome einiges selber zu machen. Ich bin durchaus Technik interessiert und mit ein wenig Einarbeitung denke ich hätte ich hier schon einiges machen können.

Wir haben uns dann am Ende aber doch entschied es nicht selbst zu machen. Der Grund hierfür ist relativ einfach. Ich glaube schon, dass ich es irgendwie und irgendwann auch alles selbst zum laufen gebracht hätte aber die Frage ist halt wie und vor allem wann…

Außerdem wäre es wirklich keine Motivation, wenn wir ins Haus eingezogen wären und die ersten Wochen mit Taschenlampe hätten rumlaufen müssen, da die Programmierung noch nicht funktioniert oder noch nicht fertig ist. Vor allem da ich beruflich doch ziemlich beschäftigt bin und dank Nachwuchs die Zeit für ein Smarthome Projekt auch nicht mehr wird.

Auch wenn es mich jetzt wo die Kabel verlegt werden und unser „SmartHome“ so langsam Gestalt annimmt wirklich in den Fingern kribbelt selbst etwas zu machen und wir gewisse Dinge (z.b. 1-Wire Sensoren) weggelassen haben, war es die richtige Entscheidung. Unser Bauvorhaben beansprucht jetzt schon deutlich mehr Zeit als ich geplant/gehofft hatte. Wenn ich mir überlege ich hätte hier noch die Programmierung oder die Kabelverlegung selbst machen wollen. Dann wäre wahrscheinlich gar kein Schlaf mehr übrig geblieben.

 

Unsere Überlegungen zum Thema SmartHome:

Die Möglichkeiten sind echt unglaublich vielfältig man muss sich aber meiner Meinung auch sehr genau die UseCases anschauen, ob die so auch wirklich Sinn machen. Der häufig zitierte Usecase „und wenn mein Wecker klingelt dann geht automatisch auch die Kaffeemaschine an und ich kann nach dem Duschen direkt meinen Kaffee trinken…“ ist aus meiner Sicht völliger Blödsinn. Nicht weil ich nicht gerne morgens Kaffee trinke sondern weil

  • die meisten modernen Kaffeemaschinen keinen physischen Knopf mehr haben, den ich auf „daueran“ schalten kann und dann über den Strom auf der Steckdose die Kaffeemaschine an/aus schalten kann,
  • Ich dann immer noch jeden Abend daran denken muss alles vorzubereiten (Kaffeetasse, etc.) – ich weiß genau ich vergesse das regelmäßig und das heiße Wasser/Kaffee würde dann schön ins Leere laufen
  • es zwar mittlerweile auch Maschinen mit Integration in Netzwerke gibt aber das sind dann leider meist wirklich teure Maschinen und das Kaffetassenproblem bleibt weiter bestehen. Außerdem reden wir hier meist von proprietären Lösungen der Hersteller die wiederum nicht so ohne weiteres mit anderen Systemen integriert werden können.

Nichts desto trotz gibt es eine ganze Reihe UseCases die uns wirklich interessiert haben. Wir haben diese für uns in einer Mindmap gesammelt (www.mindmeister.com) und dann für uns auch bewertet. Was ist „must have“ was wäre schön und was kann man ggf irgendwann mal machen. Das hat insbesondere in der Diskussion mit den Elektrikern sehr geholfen. Dabei ist dann folgendes Bild(er) bei herausgekommen:

 

UseCase Sicherheit / Alarmanlage:

Das Thema war uns, insbesondere Jenni sehr wichtig. Das Haus liegt momentan ganz am Rand des Baugebietes rundherum sind derzeit noch nicht viele Nachbarn und da ich häufiger beruflich Unterwegs bin, war Jenni wichtig dass sie sich im Haus sicher fühlt, vor allem wenn sie alleine ist.

Die erste Überlegung war eine Alarmanlage mit zu installieren. Wir haben hier zwar häufig die gleichen Komponenten, die wir im Rahmen des SmartHomes sowieso schon haben aber diese sind eben spezialisiert auf das Themenfeld Alarmanlage. Bei meinem Smarthome Bewegungs-/Präsenzmelder möchte ich ja grundsätzlich das er auch bei kleinen Bewegungen reagiert, damit ich nicht plötzlich im Dunkeln sitze. Bei der Alarmanlage möchte ich nicht das jedesmal wenn sich der Vorhang bewegt die Alarmanlage losgeht. Daneben ist natürlich auch noch das Thema der Manipulierbarkeit und Ausfallsicherheit bei Alarmanlagenkomponenten eine andere. Leider hätte eine zertifizierte Alarmanlage mit Überwachung der Fenster im EG, der Türen und entsprechenden Bewegungsmelder ca. 10.000€ gekostet. Das war uns dann doch zu viel.

Wir werden daher nur eine „Alarmanlage“ light installieren (offiziell keine Alarmanlage, da auf KNX basierend). Aber wir haben Reedkontakte an allen Fenstern und Türen, wir haben Bewegungsmelder in fast allen Räumen. Wir werden einfach gewisse Alarmierungsszenarien programmieren wenn in der Nacht oder wenn das Haus abgeschlossen ist in 2 Räumen in kurzem Abstand die Bewegungsmelder angehen oder ein Reedkontakt Alarm schlägt. Ist wie gesagt keine Alarmanlage aber sollte ausreichen um uns im Falle eines Einbruchs zu wecken oder zumindest eine Nachricht aufs Handy zu schicken. Darüber hinaus installieren wir noch 3 Außenkameras, somit können wir dann zumindest schauen, was um das Haus herum passiert.

 

Welche Technik nutzen

Wer zum Thema SmartHome im Internet sucht findet wahrscheinlich zig dutzend verschiedene Produkte und Hersteller. Das ist leider auch ein bisschen das Problem. Da SmartHome derzeit anscheinend ein tolles Verkaufsargument und „Buzzword“ ist hat plötzlich jeder Hersteller sein eigens SmartHome System (Bosch, Phillips, Telekom, etc.)

Das Problem mit diesen Lösungen ist das sie meist proprietäre sind, d.h. die Geräte können nur untereinander kommunizieren und ich brauche zur Steuerung für jede Produktfamilie ein eigenes Programm oder App. Auch weiß man nicht wie sich die Produkte hier weiterentwickeln, wird die Produktfamilie erweitert oder irgendwann einfach eingestellt.

Das zweite Problem aus meiner Sicht ist, das die meisten dieser Lösungen auf Funk/Wlan basieren. An sich ist das ja nichts schlechtes und in einem bereits bestehendem Haus mit Sicherheit eine gute Lösung. Allerdings ist meine zugegeben begrenzte Erfahrung mit diesen Geräten (wir haben in der alten Wohnung einige Funk Lichtschalter installiert), dass sie schon fehleranfällig sind und immer wieder mal Verbindungsprobleme haben.

Wir hatten uns daher recht schnell in Richtung KNX entschieden. Die Gründe hierfür sind recht einfach, es ist eine Kabelbasierte Lösung, es ist ein offener Standard mit einer großen Anzahl an Herstellern, es ist verlässlich und über Jahre schon erprobt.

 

Eine erstmal interessante Alternative hatten wir mit Loxone noch gefunden. Loxone schien eine sehr innovative Österreichische Firma zu sein, die auch ein Kabelbasiertes System/Protokoll entwickelt hat für die Heimautomatisierung. Insbesondere der Loxone Miniserver hatte es uns angetan, denn die Programmierung schien recht einfach und die Visualisierung war wirklich ansprechend. Die wesentlichen Unterschiede zu KNX sind aus meiner Sicht,

  • Die Geräte sprechen nicht direkt miteinander, sondern die Schaltung/Logik geht immer über den Server. Damit hat man hier allerdings einen „Single Point of Failure“ und sollte der Server ausfallen kann ich nichtmal mehr das Licht schalten.
  • Für die Programmierung ist keine teure Software, wie bei KNX, notwendig und die Programmierung sieht recht einfach aus. Darüber hinaus bietet Loxone auch 3 Tageskurse an, in denen man die Programmierung selbst lernen kann. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen.
  • Die Geräte sind erstmal proprietäre, sprich es gibt eigene Geräte die verbaut werden aber die Firma hat sich auch schon einige Jahre gehalten und es gibt einige gute Erfahrungsberichte
  • Anfangs positiv und für mich ein Hauptpunkt war für mich das die Integration von KNX und anderen Protokollen und damit Geräten anderer Hersteller über entsprechende Schnittstellenmodule möglich ist.

Leider haben wir aber in verschiedenen Foren immer mehr Kommentare und Berichte gelesen, die den Eindruck erweckt haben, dass diese Integration mit anderen Protokollen und Herstellern nicht länger gewollt wird und die Unterstützung immer weiter zurück gefahren wird. Damit bin ich dann aber mit Loxone in der Falle und kann nur noch deren Produkte verwenden oder muss alles ersetzen, wenn es dir Firma z.B. mal nicht mehr geben sollte. Daher ist dann Loxone am Ende doch wieder rausgefallen.

 

In vielen Artikeln wird immer gerne auf DALI verwiesen, wenn es um die Lichtsteuerung geht. Das Dali, insbesondere wenn man viele Lichter dimmen will, günstiger ist als KNX. Ich muss gestehen ich habe das so nicht nachvollziehen können. Die KNX Lichtaktoren mit Dimmfunktion sind schon deutlich teurer aber dafür benötige ich mit DALI wiederum eine KNX / Dali Schnittstelle und in Summe war für uns reine KNX Installation immer noch günstiger. Aber vielleicht habe ich es auch nicht richtig verstanden oder mit den 8 Kanälen zum Dimmen ist unser Usecase immer noch zu klein 😉

 

 

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